Die Ausstellung Hexaptycher Tanz widmet sich aktuellen Arbeiten des armenischen Künstlers Robert Abrahamyan Abmanb. Zeitgenössische Interpretationen von Derwisch-Tänzen erweitern die aus Lithografien, Zeichnungen und einem Manifest bestehende Ausstellung in ihrem performativen Ansatz. Abmanb synthetisiert in seinem Werk Elemente verschiedener Religionen, die auf ihren rituellen Charakter hin befragt werden. Die zyklische Form christlicher Altarbilder, etwa das sechsteilige Hexaptychon, kombiniert der im umkämpften Gebiet Bergkarabach und in Jerewan ansässige Künstler mit Sufismus.
Im CO³ Off Space zeigt erstmals in Deutschland Werke von Abmanb, welche Bezüge zur klassischen Moderne, etwa zum „schwarzen Quadrat“ Malevichs, zu russisch-orthodoxer Ikonenmalerei und futuristischer Poetik vereinen. Das Manifest „Der Unterschied. Evangelium der Gegenwartskunst“ zirkuliert zwischen diesen Fixpunkten und fragt nach den verschiedenen Modi kreativen Schaffens, insbesondere bei „performativen“ Künsten.
Die archaischen Naturgewalten des Kaukasus treffen im Werk des armenischen Künstlers auf Spuren der künstlerischen Moderne. Der armenische Futurismus des frühen 20. Jahrhundert, insbesondere die Lyrik des vom Sufismus inspirierten Poeten Kara-Darvish (1872–1930), ist in verschiedenen Arbeiten von Abmanb immer wieder präsent. Das Pamphlet von Kara-Darvish (Pseudonym von Hagop Genjian: Inch’e futurizmy? [Was ist Futurismus?]) erscheint 1914, ein Jahr vor dem Genozid an der armenischen Bevölkerung in der Türkei, der auch für den künstlerischen Austausch in der gesamten Region ein enormer Einschnitt war.
Wenn im Futurismus die teils schockartige Einwirkung auf die Wahrnehmung zentral war, kennzeichnet die Arbeiten von Abmanb eine Rauheit des Materials und der verschiedenen zeichnerischen, malerischen und druckbasierten Techniken, welche die Wahrnehmung ebenfalls anregen und aktivieren sollen. Abmanb hat etwa eine Postkarte drucken lassen mit der Ansicht einer wild zerklüfteten Landschaft und den dunklen Felsen seiner Heimatregion. Die Postkarte ist eine Referenz an Kara-Darvish, der auf den Straßen von Tbilissi Postkarten-Gedichte auf Armenisch rezitierte und verteilte, die wiederum an der russischen ‚transmentalen‘ (zaum) Poetik orientiert waren. So stehen die künstlerischen Strömungen dieser Zeit in einem kulturübergreifenden, gesamteuropäischen Kontext.
Die sechs Lithografien mit monochromen schwarzen Flächen gleichen in ihren Umrissen Karten oder Psychogeographien. Der Künstler arbeitet hier mit Dynamiken von These, Antithese und Synthese, die in den Ausrichtungen der Flächen erkenntlich werden. Abmanb versteht diese Lithografien als „außerhalb der Serie“, also außerhalb von Zyklen, die er in vergangenen Jahren produziert hat. Auch die Lithografien führen ihren Tanz vor. Gleichzeitig können diese Flächen auch als Gebiete gelesen werden können, welche konstant im Konflikt sind. Wie der Poet Kara-Darvish um 1920 seine Postkarten nutzte, um seine Gedichte an alle Ecken der Welt zu senden und damit neue Verbindungen zu schaffen, können die Arbeiten von Robert Abrahamyan Abmanb nun nach Köln gelangen und Brücken bauen.
Mit einer Neu-Interpretation der Derwisch-Tänze werden bei Vernissage und Finissage in der Ausstellung Hexaptycher Tanz die Bezüge zwischen den Künsten einerseits, und zwischen den Religionen andererseits hergestellt.
gefördert von: Kulturamt der Stadt Köln
IMPRESSIONEN
FOLLOW US ON SOCIAL MEDIA:
LOCATION: Thürmchenswall 66 | D-50668 Köln
EMAIL: leila.cheraghi @co3art.com
TEL: +49 170 28 91 985
© 2024 CO³ — ALL RIGHTS RESERVED | WEBSITE DESIGN: STUDIO KOLY