NO SOLDIER HAS RETURNED FROM WAR
Künstlerin:
Maryam Takhtkeshian
07.05.2025 – 22.05.2025
Ich erinnere mich an ein nebliges Bild aus meiner Kindheit – so fern und zerbrechlich, dass ich nicht weiß, ob es Fantasie oder Wirklichkeit ist. Ich begleitete meinen Onkel durch unser Viertel. Er verschwand während des Krieges und sein Leichnam wurde erst elf Jahre später zurückgebracht – als „Märtyrer“.
Überall sehe ich Soldaten – im Alltag, wie sie durch die Straßen der Stadt ziehen, auf vergessenen Plakaten an den Wänden. Ich sehe sie, und der Gedanke lässt mich nicht los, dass diese Soldaten im Falle eines Krieges zu Erinnerungen werden – für mich und für die Stadt. In meiner Vorstellung sehe ich sie überall, zeit- und ortlos. Selbst wenn sie in strammer Haltung vor meiner Kamera posieren, sind sie in meinem Kopf schon diejenigen, die in den Krieg ziehen und vermisst werden. Ich sehe Soldaten überall, als wären sie in den Nebel der Erinnerung gehüllt. Ich sehe sie überall und sage mir immer wieder: Kein Soldat kehrt jemals aus dem Krieg zurück.
Maryam Takhtkeshian
Diese Serie wurde mit einer Agfa Isolette aufgenommen, auf Schwarzweißfilm, der sein Verfallsdatum überschritten hatte. Diese Kameramodelle wurden während des Zweiten Weltkriegs erstmals produziert und waren als „Soldatenkameras“ bekannt. Die abgelaufenen Negative erzeugen rätselhafte Bilder, die zugleich die Identität der Soldaten verbergen. Tatsächlich sehen sie alle gleich aus – ihre Individualität ist in der Uniform und dem gemeinsamen Ziel, das Vaterland zu verteidigen, verschwunden.
Das Video erzählt vom Leben im Krieg – ein Zeugnis von Erinnerungen, die nicht persönlich zurückkehren können. Es ist ein Echo jener vertrauten Erzählung: vom Nicht-Zurückkehren, vom Verschwinden.
Diese Bilder erzählen von vergessenen Geschichten, von Erinnerungen, die durch den Krieg verloren gingen oder unwiderruflich verändert wurden – von einer Geschichte, die mit jedem Augenblick weiter verblasst. Es ist ein Versuch, an all die Leben zu erinnern, die zu früh endeten, und an die Veränderungen, die der Krieg in uns allen hinterlässt. Diese Arbeit ist ein Akt des Gedenkens – ein Balanceakt zwischen Erinnern und Loslassen.
IMPRESSIONEN