Kurzfilme als Schaufenster-Ausstellung in Köln
Am 20. November 2020 startet die Kurzfilm-Reihe „in views“; präsentiert vom gemeinnützigen Verein Contemporary Middle East e. V. Die Reihe besteht aus einer Folge von Window-Screenings, bei denen das (Schau-) Fenster eines Ladenlokals zur Filmbühne wird und Passanten auf deren alltäglichen Wegen einen unverhofften Zugang zu Kunst ermöglicht.
Der Titel der Reihe steht für die Blicke, die das Publikum durch die Schaufensterfläche auf Kunst zum Thema Naher und Mittlerer Osten wirft. „In Views“ steht gleichzeitig auch für die jeweiligen An- und Einsichten der beteiligten Künstler*innen zu vielschichtigen Aspekten der Verbindung von westlicher Kultur und der Kultur der Mena-Region.
Die Künstler*innen nehmen etwas „in view“, machen also ihr jeweiliges Thema, ihr Anliegen oder ihre Einstellung sichtbar für uns, das Publikum. Da „in my view“ sich mit „meiner Ansicht/Meinung nach“ übersetzt, fördert der Titel der Reihe auch das Positionieren von sehr subjektiven, authentischen künstlerischen Aussagen. Inwieweit sich diese views mit denen des Publikums decken, oder die Zuschauer*innen auch kontrovers zum Dialog anregen, bleibt spannend.
Nach einem international ausgeschriebenen Open-Call werden dem Kölner Publikum nun 6 Filme unterschiedlichster Video-Künstler*innen gezeigt. Viele der Arbeiten sind erstmals in Deutschland zu sehen.
Das Fenster…
Die Kurzfilme werden im Herzen Kölns im Schaufenster eine Ladenlokals präsentiert. Das Glas der Schaufensterscheibe ist zugleich Projektionsfläche für das Bild als auch Verstärker für den Ton, der – ohne sichtbare Lautsprecher – den Bürgersteig ausfüllt und den Betrachter*innen eine körperliche Erfahrung weit über das Visuelle hinaus ermöglicht. Das Konzept des Window-Screenings passt in die aktuelle Pandemie-Lage, denn die Zuschauer*innen können die Arbeiten während der täglich 4-stündigen Ausstrahlung unter Einhaltung von Abstandsregeln vom Bürgersteig aus erleben. Sie können innehalten und gedanklich, emotional und intellektuell – jedoch nicht körperlich – ‚eintreten‘.
Über uns…
Contemporary Middle East. e.V. (www.conmidea.org) ist ein 2019 gegründeter, in Köln eingetragener gemeinnütziger Verein mit den Tätigkeitsbereichen Kunst, Kultur und internationaler Austausch aus und mit der Mena-Region. Wir entwickeln und kuratieren innovative Ausstellungsformate, um einer breiten, generations-übergreifenden, sowie kulturell- und sozial-diversen Öffentlichkeit einen Dialog zu eröffnen über aktuelle Sichtweisen auf das Miteinander in Gesellschaft, Kultur und Religion.
„Mein Film «Between Men» betrachtet die soziale und politische Bedeutung alltäglicher Gesten und Verhaltensweisen von Männern. Was gibt uns die Körpersprache zwischen ihnen – insbesondere in männlich dominierten (Lebens-) Räumen – zu erkennen hinsichtlich Gesellschaft, Politik, Sexualität und Religion?
In meiner Arbeit reizen mich insbesondere solche Themen, die gesellschaftspoli-tische Normen hinterfragen und aufbrechen. Ich strebe nach ungewöhnlichen Möglichkeiten und Narrativen, anstatt in bestehenden Mustern und Formen zu verharren.“
Mohamed Al-Bakeri über seinen Film „Between Men“
Mohamed Al-Bakeri arbeitet als freier Künstler in Kairo, Ägypten. Vor dem Hintergrund seiner journalistischen Tätigkeiten und seiner Arbeit in den Bereichen Werbung und Marketing experimentiert Al-Bakeri in seiner Kunst mit den Medien Fotografie, Druck und Video. Er kreiert vielschichtige Bildsprachen, um vorgefasste sozio-kulturelle Normen zu dehnen und ungewöhnliche Perspektiven aufzuzeigen. Ziel seiner Arbeiten ist es häufig, unterschiedlichsten Betrachter*innen eine physische Teilhabe zu ermöglichen, indem er Empfindungen nachspüren lässt, die über das rein visuelle hinausgehen.
Im experimentellen Kurzfilm „Baby Maybe“ werden komplexe persönliche Lebensfragen von Frauen aufgezeigt: ihr Bezug zu Elternschaft vor dem Hintergrund von Alter und Zeit. Die Filmemacherin Labhkand Olfatmanesh fängt rohe, unge-schminkte Emotionen von Menschen ein, wie sie durch die Interaktion mit lebensecht wirkenden Puppen entstehen. Hiermit gelingt es Olfatmanesh, das Publikum zu Fragen nach Liebe und Selbstverwirklichung zu lenken.
„In meinen Arbeiten erzähle ich äusserst persönliche und vermischte Geschichten über meine Hauptthemen: mein Selbst und meinen Bezug zur Identität in sowohl Iran als auch den USA. Dies ist eine heilsame Methode, um Einengungen und Erwartungen aufzubrechen und umzuformen in eine konfrontative Verletzlichkeit, mit der ich meine Arbeit über Identität hinaus zu größeren Themen erweitern kann.“
Artist Statement von Labkhand Olfatmanesh
Labkhand Olfatmanesh untersucht in ihrer multi-disziplinären Kunst Themen wie Feminismus, Herkunft und Isolation. Ihre Arbeiten hinterfragen die duale Ausprägungen dieser Kräfte einerseits für sie als Immigrantin in die USA und andererseits in ihrem Heimatland Iran. Ihre jüngsten Foto- und Video-Arbeiten wurden in Gruppen- und Einzelausstellungen in Großbritannien, Frankreich, USA und Brasilien gezeigt; als Teil der In-Views-Reihe ist Olfatmaneshs Arbeit erstmals in Deutschland zu sehen.
Kairo, 2011 bis 2012. Eine historische Periode und ich bin mitten drin in den Ereignissen. Aber ich richte meine Kamera absichtlich nur nach unten. In Ergänzung zur Klangaufnahme der Metropole – mit all ihren Facetten – filme ich lediglich den Fussboden und was immer mir dort vor die Kamera gerät. Aus dieser Perspektive werden die Unordnung und der Müll, die Füße und die Schuhe, aber auch der Boden selbst zu Auslösern für die Vorstellungskraft der Betrachter*innen. Durch das konsequente Einhalten meiner Kamera-Ausrichtung zitiere ich die visuellen Gewohnheiten, die mit der Vogelperspektive und der Vorherrschaft einer Zentralperspektive einhergehen, doch zugleich dekonstruiere ich diese auch.
Aus rein medien-ästhetischer Sicht ist mein Hauptanliegen jedoch, dem Auditiven die wahre Aufmerksamkeit zukommen zu lassen: Der Klang ist die einzige Referenz zum Ungesehenen.
IMPRESSIONEN
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